Tourismus im roten Bereich: HW-Interview mit Wolfgang Raike

Corona hat den Tourismus fast vollständig zum Erliegen gebracht. Und damit auch vor Augen geführt, wie wichtig dieser Wirtschaftszweig mittlerweile für eine Stadt wie Hamburg geworden ist. Wolfgang Raike, Tourismus-Experte und seit April Vorsitzender des Tourismusverbandes Hamburg e.V., mitten in der Corona-Krise ein eher schlechter Zeitpunkt, diesen Job zu übernehmen. Wolfgang Raike sprach deshalb auch von einer Bürde, die er mit der Leitung des Interessenverbandes übernommen habe. Er sieht aber auch, das sich der Blick der Bürger und der Politik geändert hat. Tourismus bekommt jetzt mehr Aufmerksamkeit. Das Interview habe ich für das Magazin der Handelskammer Hamburg, die HW bzw. Hamburger Wirtschaft, geführt. Ein paar Auszüge:

Tourismus komplett am Boden

Vor der Krise eilte die Hamburger Tourismuswirtschaft von Rekord zu Rekord, dann ging es „From Hero to Zero“. Was schätzen Sie, wie viele Arbeitsplätze und Umsätze fallen davon derzeit weg und sind auch dauerhaft bedroht?

Raike: Ich bin 1985 nach Hamburg gekommen und kann mich nur an Aufwärtsentwicklungen erinnern. Wir sind von 5 Millionen Übernachtungen auf zuletzt über 15 Millionen gewachsen, stehen für über 4,5 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung, 10 000 Unternehmen und 90 000 Arbeitsplätze. Tourismus ist eine der tragenden Säulen der Hamburger Wirtschaft und eine Erfolgsgeschichte. Im April hatten wir dann 95 Prozent weniger Gäste in Hamburg. Die meisten Unternehmen hatten Kurzarbeit angemeldet oder geschlossen. Der Tourismus lag ab Mitte März bis in den Mai hinein komplett am Boden. Viele Jobs sind weggefallen. Wie viele genau, wird man erst in einigen Wochen in den Statistiken lesen können. Aber ich gehe davon aus, dass die 90 000 Arbeitsplätze zum größten Teil zum Erliegen gekommen sind. (…)

Nord- und Ostsee gehören zu den Trend-Destinationen des Sommers 2020. Kann Hamburg als mögliche Zwischenstation von dieser Entwicklung profitieren?

Solche Effekte gibt es natürlich, das ist aber eher der berühmte Tropfen aus den heißen Stein. Um diese Trends stärker zu nutzen, müssen wir mit den norddeutschen Ländern enger zusammenarbeiten, um so etwas zu fördern. Zu Beginn der Krise wurde da leider eine Menge Porzellan zerschlagen. Denken Sie an die Schilder gegen Touristen an der schleswig-holsteinischen Grenze, das kam ja in Hamburg nicht gut an. Da müssen wir zunächst etwas Wiederaufbauarbeit leisten. (…)

 

Es darf nicht sein, dass man in Hamburg noch teilweise nur mit Bargeld bezahlen kann.

 

Zu den eher positiven Wirkungen der Corona-Krise zählt der Digitalisierungsschub in Unternehmen. Gilt das auch für die Hamburger Tourismuswirtschaft?

Durch die Krise hat auch die Tourismuswirtschaft neue Digitalisierungsimpulse bekommen. Elektronische Speisekarten, Reservierungssysteme, mehr Kartennutzung beim Bezahlen, da hat sich einiges verändert. Das finde ich auch gut. Als Metropole stehen wir in einem internationalen Vergleich und Wettbewerb. Es darf nicht sein, dass man in Hamburg noch teilweise nur mit Bargeld bezahlen kann. Digitale Angebote wie bargeldloses Bezahlen oder Online-Reservierungssysteme sind heute internationaler Standard, und den müssen wir erfüllen.

Lesen die das ganze Magazin als Blätter-PDF im Netz.

 

HW Interview Wolfgang Raike und Torsten Meise

 

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