Kommunikationsaufgabe Diversity – Vielfalt ist das neue Normal
Das Erscheinungsbild unserer Städte und unserer Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert. Mit dem Zuzug von Flüchtenden aus dem Nahen Osten ist das auch visuell noch einmal deutlich sichtbarer geworden. Kulturelle Vielfalt – oder Neudeutsch: Diversity – ist die neue Normalität. Und sie wird nicht wieder weggehen. Alle Bürger einer Stadt, aber auch alle Mitarbeiter eines Unternehmens oder einer Administration werden damit umgehen müssen, alle werden sich an diese Realität anpassen müssen. Es ist nicht einfach, solche Anpassungsprozesse anzustoßen und zu unterstützen, aber es kann funktionieren. Und am Ende werden wir alle davon profitieren – das ist die Botschaft einer Reihe von Beiträgen, die ich für das Blog Vielfalt Leben der Bertelsmann Stiftung geschrieben hat.
Wo 130 Nationalitäten gut zusammenleben
Ausgangspunkt war das Beispiel der belgischen Stadt Mechelen, die eine beinahe unfassbare Turnaround-Story vorzuweisen hat. Mechelen hat sich innerhalb eines Jahrzehnts vom Schandfleck zur blühenden Stadt und zum Vorbild für die Integration von Einwanderern gewandelt. In einer dreiteiligen Serie zeigt „Vielfalt leben“, wie sie das geschafft hat. Darin porträtiere ich Bürgermeister Bart Somers und seinen ungewöhnlichen Politikansatz, der darauf abzielt, die über 130 Nationalitäten der Stadt zusammenzubringen. Seine Erfolge bei diesem Bemühen haben ihm 2017 den „World Mayor“-Titel eingebracht, die Auszeichnung für den besten Bürgermeister der Welt.
Warum Diversity auch in Unternehmen gut ist
Die Wirtschaft spielt eine herausragende Rolle, wenn es um die Integration von Menschen aus anderen Kulturen geht. Aber sie bekommt dafür auch etwas zurück. Denn kulturell vielfältige Unternehmen sind innovativer – das hat die Bertelsmann Stiftung soeben in einer Metastudie bestätigt. Was man im Silicon Valley sehen kann, wo in den kreativsten Unternehmen Menschen aus aller Welt zusammenarbeiten, kann auch für die Fuchs & Hase KG aus Wiesengrund-Hintermberge funktionieren. Immer mehr Mittelständler sehen diesen Vorteil und beginnen damit, ein eigenes Diversity Management aufzubauen oder orientieren sich an den Leitlinien der Charta für Vielfalt. Angesichts einer vielfältigeren Gesellschaft und einem enormen Fachkräftemangel bleibt vielen Betrieben auch gar nichts anderes übrig, als von eingelebten Sichtweisen abzurücken.
Vielfalt ist eine Kommunikationsaufgabe
Sowohl für das gute Zusammenleben in Städten und Regionen als auch für die Bemühungen um die Akzeptanz von Vielfalt in Unternehmen gilt: Diversity ist auch eine Kommunikationsaufgabe. Die klassische Medienöffentlichkeit ist vor allem an den Konfliktfällen orientiert und vermittelt so ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit. Hier können sich dann unbegründete Ängste und Vorurteile festsetzen. Die Stadt Barcelona hat dies schon lange erkannt und deshalb eine erfolgreiche Anti-Rumour-Strategie entwickelt, um Stereotype, Vorurteile und die vor allem von der Rechten verbreiteten Lügen zu bekämpfen. Dazu gehört aber auch, gesellschaftliche Gruppen zu adressieren, die in der täglichen Medienberichterstattung, die auf weiße, meist männliche und gesellschaftlich etablierte Akteure fixiert ist, systematisch ausgeblendet werden.
Bemühungen um Diversity werden belohnt
Sowohl Kommunen als auch Unternehmen müssen hier mehr Energie entwickeln, um das Zusammenleben besser zu gestalten und sich die Vorteile einer kulturell vielfältigen Belegschaft zu sichern. Diversity ist Teil unseres täglichen Lebens, aber oftmals noch nicht ausreichend Teil unserer Kommunikation. Entsprechende Maßnamen in der Unternehmenskommunikation müssen dabei sowohl nach innen als auch nach außen wirken. Denn attraktive Arbeitgeber zeichnen sich heute auch durch kulturelle Vielfalt und ein entsprechendes Diversity-Mindset aus, das auch gelebt wird. Kommunikationsmaßnahmen alleine sorgen nicht für die Lösung aller Probleme, klar, aber die Botschaft, das Vielfalt begrüßt und gelebt wird, muss immer wieder wirkungsvoll formuliert und kommuniziert werden, um die Stadt oder das Unternehmen fit für eine vielfältige Zukunft zu machen. Gut gelebte Vielfalt ist eine Bereicherung, und das muss das Ziel sein.
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